Deutsche Meisterschaft Working Equitation 2016

Die Deutsche Meisterschaft Working Equitation 2016:

Ein Championat der schönen Bilder


(Gastbeitrag von Petra Emmerich (Text) mit Fotos von Susann Nordmann, Beitragsbild von Tanja Mundt-Kampen.
Alle Teilnehmer können sich ihre Fotos auf der Homepage von Susann Nordmann anschauen und bestellen: Susann Nordmann Fotografie)

Jeder, der am Wochenende vom 12. bis zum 14. August 2016 bei der Deutschen Meisterschaft der Working Equitation auf der Wintermühle im hessischen Neu-Anspach zu Gast war, hat dort ein außergewöhnliches Pferdesportevent mit vielen netten Leuten, fantastischer Stimmung und schönen Bildern erlebt.

Die Ergebnisse

Deutscher Meister Working Equitation Klasse WS-Masterclass
  1. Mirjam Wittmann auf Kiro
  2. Gernot Weber auf Aramis
  3. Mitja Hinzpeter auf Macchiato

Sieger im Speedtrail: Mitja Hinzpeter auf Macchiato
Siegerin in der Dressur und im Dressurtrail: Mirjam Wittmann auf Kiro

Deutscher Meister Working Equitation Klasse WS – Master Class Rinderarbeit
  1. Roland Heiss auf Zidane
Deutscher Meister Working Equitation Klasse WM – Mittelschwere Klasse
  1. Birte Ostwald auf Diluvio
  2. Arie de Best auf Zarida (NL)
  3. Katrin Frankenberger auf Heubach´s Mogli
  4. Raimund Friedrich auf Molinero und Carolin Kircher auf Campo Pequeno
Deutscher Meister Working Equitation Klasse M Rinderarbeit
  1. Birte Ostwald auf Diluvio
Deutscher Meister Working Equitation Klasse WL – Leichte Klasse
  1. Anna Schmidt-Pauly auf Farol
  2. Beate Pilot auf Goloso
  3. Sandra Zels auf Doriens Gold
Deutscher Meister Working Equitation Klasse L Rinderarbeit
  1. Anna Schmidt-Pauly auf Farol
Deutscher Meister Working Equitation Klasse WL – Leichte Klasse Jugend
  1. Elisabeth Aiblinger auf Nimue
  2. Veronika Rieser auf Lettenhofs Lovely D.
  3. Lina Schneller auf Weltstern

Außerdem wurden bei der Deutschen Meisterschaft 2016 erstmals Sonderpreise für Fairness, Harmonie und Teamgeist vergeben.
Wenn man im Pferdesport aktiv ist, entsteht über meist viele Jahre der Zusammenarbeit ein Team, bei dem Mensch und Tier vertrauensvoll zusammenarbeiten.
Trotz sorgfältiger Ausbildung und maximaler Sorgfalt ist und bleibt das Leben mit Pferd risikobehaftet. Um so höher ist der Respekt für die gezeigte Leistung am Wochenende.

Hochkarätig

Die Zuschauer sahen mit den Teamreitern und Ersatzreitern der Deutschen Working Equitation Equipe – Ilka Schönberger Skiba, Mirjam Wittmann, Gernot Weber, Andreas Huber, Mitja Hinzpeter und Thomas Türmer –  gleich 7 der Teammitglieder aus der derzeit weltweit erfolgreichsten Mannschaft (gemessen an den Championatserfolgen).
Europameister in der Rinderarbeit, Vizeeuropameister in der Mannschaft 2016, amtierende Welt- und Vizeweltmeister!
Vier deutsche Reiter konnten sich unter den besten 10 der Europameisterschaft 2016 platzieren.

Mihai Maldea konnte in diesem Jahr seinen Titel Deutscher Meister Working Equiation Master Class 2015 nicht verteidigen, da er sein Pferd Candy bei der Europameisterschaft vom Turniersport verabschiedet hat.

Andreas Huber hatte sich am Freitag auf der Wintermühle verletzt, denn sein Pferd war ihm am Waschplatz auf den Fuß gestiegen, dennoch zeigte der sympathische Reiter mit seinem PRE Bambolero eine wirklich tolle Leistung, die mit dem vierten Platz belohnt wurde und er war in der Rinderprüfung ein ausgezeichneter Helfer für sein Team.

Ilka Schönberger Skiba wurde 2016 auf dem Europachampionat der Lusitanos in der Working Equitation Dritte mit ihrem Pferd Romario und belegte hinter Andreas Huber den 5. Platz bei der Deutschen Meisterschaft.

Worker sind anders

Working Equitation ist eine Reitsportdisziplin und keine Reitweise.
Es handelt sich auch nicht um eine folkloristische Veranstaltung oder gar um Kostümreiterei. Die Reiter geben sich sichtbar viel Mühe mit dem Outfit und präsentieren sich und ihr Pferd entweder in der traditionellen Kleidung der Rinderhirten ihres Landes oder in einem Reitdress, der einheitlich und mit Stil zu der jeweils eigenen Reitweise passt.
Die Präsentation fließt nur mit einem ganz geringen Teil in die Prüfung ein, trotzdem sah man wirklich einige schicke Pferd-Reiter-Paare.
Dadurch gibt es für die Zuschauer viel zu sehen und der Sport gewinnt an Fans. Das Bild ist dabei bunt, aber niemals schrill.

Für deutsche Reiter stellte sich im Gegensatz zu den Spaniern, Portugiesen, Italienern und Franzosen wie für viele andere Nationen, die nicht traditionell Rinder vom Pferd aus hüten, anfangs wahrhaftig die Frage, was man dabei anziehen soll, denn in Deutschland wurzelt die Reiterei nicht in der Arbeit mit dem Rind, sondern eher beim Militär.
Die Reiter und Ersatzreiter des deutschen Nationalkaders haben das gut gelöst und zeigen sich in einem sehr professionellen, eleganten und an die ehemalige Military angelehnten Dress.

Pro Tier

Viel wichtiger jedoch: Bei diesem Sport wird der Tierschutz streng beachtet, die Tiere und die Fairness stehen absolut im Vordergrund. Die Gesundheit der Pferde wird laufend überprüft.
Wird zu eng oder zu hart geritten, gibt das bei jeder Teilaufgabe Abzüge.
Das Reglement fordert auch angemessenen Umgang mit den Rindern in der Rinderarbeit. Die Rinder werden in der Prüfung auch ausgewechselt.

Für die Deutsche Meisterschaft und zu jedem anderen Working Equitation Turnier muss jedes Reiter-Pferd-Paar seinen Rinderschein zur Zulassung an der Prüfung vorlegen.
Die Rinderprüfung wird separat zur eigentlichen Deutschen Meisterschaft gewertet.

Nicht so steif

Nach jedem Reiter darf gern gejubelt werden und im Speedtrail ist Anfeuern ausdrücklich erwünscht. Das Publikum geht mit und die Stimmung ist wirklich grandios. Das ist für manchen deutschen Reitfreund erst mal ungewohnt.

Bei der deutschen Meisterschaft waren Reiter aus den Niederlanden und eine Reiterin aus UK zu Gast. Bemerkenswert waren auch die holländischen Fans, die 3 Tage lang nicht nur ihre eigenen Landsleute angefeuert haben. Auf den Schabracken hatten sie ein Symbol der Deutsch-Niederländischen Freundschaft angebracht und für die Siegerehrung sowohl die niederländische als auch die deutsche Flagge zum Jubeln dabei.

Auch hier wieder ein schönes Bild: Die beste deutsche Reiterin Mirjam Wittman drehte mit dem besten niederländischen Reiter Ton Duivenvoorden bei der Siegerehrung eine Galopprunde, zwischen den beiden wehte dabei die niederländische Flagge.

Denn erstens sind wir anders und zweitens auch

Das wurde spätestens klar, als sich Anfang 2016 die zwei deutschen Organisationen der Working Equitation: der Verein WED e.V und die Arbeitsgemeinschaft Working Equitation Deutschland AWED auf ein gemeinsames Turnierreglement geeinigt hatten.
Das war bestimmt nicht einfach, ist aber im Sinne des Sports geglückt. Vorher gab es nämlich zwei unterschiedliche Reglements, was immer wieder zu Verwirrung geführt hatte.
Dass die Einigung geglückt ist, ist für den Sport irgendwie bezeichnend.

Ganz toll auch: Wenn man sich durch die recht neue Regelung seitens der Richter nicht ganz einig über die Auslegung der Regeln ist, dann spricht man darüber.
So geschehen bei der niederländischen Reiterin in der M, die im Rückwärtsslalom beim Hütchen umsetzen den linken hinteren Stab umgeworfen hat und weitergeritten ist, ohne ihn aufzuheben. Dazu sei gesagt, dass man sich bei der M noch ein Mal verreiten darf und so entschieden die Richter Pro Reiter und ließen die Gastreiterin ihren Ritt beenden.

Klar können einem Regeln auch mal Ärger einbringen!

Grüßen der Richter sollte man nicht vergessen und in der Dressur dürfen die Pferde zum Beispiel keine Gamaschen tragen. Vergisst man das, zählt der Ritt nicht in der Wertung.
So passierte es der erst 14-jährigen Anna Laukemper mit ihrer Stute TR Freaki Anni. Der stolze Papa war sichtlich erschüttert, dass es ihm selbst am Abreiteplatz nicht aufgefallen war, als er es gesagt bekam.
Anna konnte sich als jüngste Teilnehmerin mit einem Ehrenpreis trösten und der Papa Christian Laukemper belegte in der Master Class Platz 8 als einziger Westernreiter direkt hinter dem deutschen Nationalkader. Das Publikum hatte er auch immer auf seiner Seite.

Mehr Glück mit den Regeln hatte Katharina Auerbach, die im Speedtrail mit Faisca auf den Start zugaloppierte, noch bevor die Glocke ertönt war. Kurz vor Überreiten der Startlinie ertönte gerade noch rechtzeitig das Signal des Hauptrichters Lothar Vriesen.

Manolo Oliva

Unter den Zuschauern befand sich auch Manolo Oliva, der die Deutsche Equipe seit 2008 betreut. Die guten Einzelleistungen zeugen von Talent, engagierter Arbeit und strukturiertem Training.
Die Teamleistung verdanken wir aber nicht zuletzt der unermüdlichen Arbeit des Trainers Manolo Oliva.
Er hat sich auch die Jugend angesehen auf der Deutschen Meisterschaft und dazu gesagt:

Was ich sehe ist die Zukunft und mir gefällt, was ich sehe

Besonders angenehm aufgefallen sein dürften ihm dabei Elisabeth Aiblinger, die mit ihrem Fellpony Nimue über drei Tage eine großartige Leistung zeigte.
Das Pony kann zwar im Exterieur vielleicht im direkten Vergleich nicht ganz mit den prächtigen Lusitanos und PREs mithalten, zeigte aber Herz und Verstand, war aufmerksam und zeigte den Rindern mal, wer der Chef ist.
Im Speedtrail war die Leistung von Veronika Rieser mit Lettenhofs Lovely D. unschlagbar. Sie blieb unter 2 Minuten, war damit sogar schneller als die gesamten Senioren in der L und zeigte, dass man auch im Speedtrail noch weich reiten kann, ohne dem Pferd im Maul zu reissen und dabei Bestzeiten zu gehen.
Dazu sei gesagt, es war ein Parcours mit langen Wegen, es lag also nicht nur an den schnellen Wendungen des Ponies, sondern die beiden waren wirklich unfassbar schnell unterwegs.

Worum geht es überhaupt

Ganz vereinfacht erklärt: Wenn sich Rinderhirten in einem Wettbewerb messen wollen, um zu sehen, wer seinen Job am Besten macht, schauen sie nicht, welches Pferd am höchsten springen und welches am schnellsten laufen kann, sondern es kommt als Ergebnis die Working Equitation dabei heraus.

Die Dressur ist die Basis für alle anderen Teilprüfungen. Weiche Übergänge sind gewünscht und es werden ganz normale Pirouetten gezeigt, nicht etwa die Vaquerowendung, aber die Lektionen sind stark angelehnt an das, was man in einer Arbeitsreitweise benötigt.

Will man einen Trail bewältigen oder ein Rind in einen Pferch treiben, so braucht man die sichere Beherrschung von Seitengängen, Schenkelgehorsam und man muss in jedem Tempo in der Lage sein, enge Wendungen zu reiten.

Deutsche Meisterschaft Working Equitation

Unterschieden werden bei der Working Equitation vier Teilprüfungen. Das macht die Disziplin so spannend und vielseitig, aber auch ziemlich anspruchsvoll.

Dressur

Stiltrail

Speedtrail

Rinderarbeit

 

Fünf Leistungsklassen

Es werden fünf Leistungsklassen unterschieden, bei der Deutschen Meisterschaft wird jedoch nur die WL, WM und WS gezeigt.

  • WE Einsteigerklasse und WA Anfänger-Klasse (ehemalige WE1, WE2 AWED ohne Rinderarbeit)
    Es werden dabei nur in Dressur und Dressurtrail oder Stiltrail, Lektionen gefordert.
    Im Fokus steht dabei die ruhige und gelassene Reitweise mit sauber gerittenen Übergängen, die Reinheit der Gänge gepaart mit Losgelassenheit, Schwung und Dynamik. Der Sitz, die Einwirkung des Reiters und die Korrektheit der Hilfen sowie der Gehorsam des Pferdes.
  • WL Leichte Klasse
    Es werden zusätzlich das Rückwärtsrichten, der Außengalopp sowie der einfache Galoppwechsel gefordert. Ab der WL gibt es auch Prüfungen im Speedtrail und in der Rinderarbeit
  • WM Mittelschwere Klasse (ehemalige WE3 AWED)
    Es werden darüber hinaus Seitengänge, der fliegende Galoppwechsel und Traversalen im Trab gezeigt, die Kandare ist zugelassen.
  • WS Schwere Klasse (ehemalige WE4 AWED)
    Auch Masterclass genannt. Es wird eine Hilfengebung über Gewichts- und Schenkelhilfen gefordert, außerdem muss das Pferd auf die Hinterhand gebracht werden.
    Geritten werden Lektionen aus dem Grand Prix. So werden neben Traversalen im Trab und Galopp auch Schritt- und Galopp-Pirouetten gefordert.
    Besonderheit: Es werden alle Prüfungen auf blanker Kandare einhändig geritten. Damit sind wir der alten Militärreiterei der Deutschen wieder näher, denn als es noch die Kavallerie gab, mussten die Offiziere auch einhändig reiten, um mit der anderen Hand eine Waffe zu tragen

Wenn Sie noch nie auf einem Reitturnier waren und mit Pferden wenig zu tun haben, werden Sie beim Speedtrail und der Rinderarbeit der Masterclass trotzdem begeistert sein!
Wer dieses Jahr die Deutsche Meisterschaft der Working Equitation verpasst hat, findet auf http://www.pferdeseite-tv.de Material.

 

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