Equikinetic-geführtes Longieren in der Quadratvolte

Balance, Muskelaufbau, aktive Hinterhand, gerade richten, Rittigkeit – ich suche immer wieder nach neuen Methoden, um Veneroso effektiv zu trainieren und zu gymnastizieren. Außerdem ist mir die tägliche Abwechslung bei der Arbeit mit Veneroso sehr wichtig, da sie sowohl Veneroso als auch mich motiviert und bei Laune hält.

Vor einigen Wochen erzählten mir Franzi und Tatjana, 2 Mädels aus unserem Stall, von einer für mich neuen Trainingsform, der Equikinetic, entwickelt von Michael Geitner.
Sie waren und sind so begeistert von dem Erfolg, den sie bei ihren Pferden sehen, dass ich mich von ihrer Begeisterung anstecken ließ und mein Interesse an einem solchen Training für Veneroso bekundete.

Kurze Zeit später organisierte Franzi ein Training bei Carolin Hilger. Carolin hat ihre Ausbildung als Pferdetrainerin bei Michael Geitner abgeschlossen und studiert derzeit Pferdewissenschaften an der Veterinärmedizinischen Universität Wien.
Wir haben das Glück, dass sie unweit von unserem Stall zuhause ist. Sie kommt in regelmäßigen Abständen nach Hause und so haben wir die Möglichkeit, Unterricht bei ihr zu nehmen.
Mehr Infos über Carolin findest du auf ihrer Homepage: Carolin Hilger

Was ist Equikinetic

Equikinetic ist ein sehr effektives Longierprogramm, das dem Pferd hilft, Muskeln aufzubauen und sich gerade zu richten.
Ich longiere mein Pferd in Stellung und Biegung nach einem festgelegten Intervalltraining (60 Sekunden Belastungsphase, 35 Sekunden Erholungsphase) auf einer 6-8 Meter Volte in den Gangarten Schritt und Trab.
Es ist eine Herausforderung für mein Pferd, auf dieser kleinen Kreislinie die Balance zu halten und unter den Schwerpunkt zu treten. Das fördert Muskeldehnung und Muskelanspannung.
Ziel des Trainings ist ein kraftvoll schreitendes und trabendes Pferd, das sich in Stellung und Biegung ausbalanciert trägt und nicht auf dem händigen Vorderbein abstützt.
Während jeder Pause erfolgt ein Handwechsel. So ist sichergestellt, dass das Pferd auf jeder Hand gleichmäßig trainiert wird.
Ich beginne mit einem Training von 8 Runden (Stufe 1) und kann es im Laufe der Wochen steigern bis zu 16 Runden (Stufe 7). Auch die Zeit pro Runde kann ich auf bis zu 90sec. steigern. Doch diese Steigerung muss langsam erfolgen und auf den Trainingszustand des Pferdes angepasst sein.

Equikinetic – Trainingszubehör

  • Kappzaum
  • Kurzlonge
  • Touchiergerte
  • 8 Dualgassen (alternativ 4 Dualgassen und 8 Pylone)
  • Zeitmesser

Was ich mir von diesem Training verspreche

  • einen gleichmäßigen Muskelaufbau
  • bessere Bemuskelung der Vor- und Hinterhand
  • verbesserte Bauch- und Rückenmuskulatur
  • Verbesserung der Schrittlänge (vor allem im Schritt)
  • beim Reiten: bessere Stellung und Biegung auf beiden Seiten, vor allem aber auf der linken (steifen) Hand
  • Veneroso soll wendiger, geschmeidiger und kraftvoller werden

Erstes Training

Unser erstes Training nach der Einführung durch Carolin Hilger gestaltete sich alles andere als einfach. Koordination bei mir und Veneroso ließen noch sehr zu wünschen übrig. Veneroso war nicht sehr konzentriert und wollte lieber spielen: er schnappte immer nach der Gerte und schlich neben mir her.

Was zu beachten ist:

  • meine Position sollte auf Höhe der Schulter von Veneroso sein. Hier habe ich die Möglichkeit, optimal auf Stellung und Biegung von Veneroso einzuwirken und die Hinterhand anzutreiben. Bin ich zu weit vorne bremse ich ihn aus und komme nicht zum Treiben
  • das Tempo zu erhöhen erreiche ich durch Vergrößerung meiner Schrittlänge und durch die Aktivierung der Hinterhand mittels der Touchiergerte
  • die Stellung sollte immer wieder durch leichte Impulse am Kappzaum korrigiert werden

Training mit Carolin Hilger

Nach 5 Trainingseinheiten (ca. 3 Wochen) hatten wir unsere zweite Unterrichtseinheit bei Carolin Hilger.
Mittlerweile klappte es schon deutlich besser mit der Koordination, Konzentration und dem Handling von Longe, Gerte und dem Handwechsel.

Aus dem Unterricht habe ich Folgendes mitgenommen:

  • Longenführung: meine Hand habe ich deutlich tiefer zu halten, damit sich Veneroso leichter nach vorwärts/abwärts dehnen kann
  • die Longen-führende Hand sollte immer den Weg nach vorwärts weisen, nicht nach hinten ziehen
  • auch muss ich immer wieder meine Position beachten: auf Schulterhöhe von Veneroso

Woran erkenne ich Überforderung

  • mehrmaliges Abprusten ohne Senken des Kopfes oder erkennbare Entspannung
  • Verwerfen im Genick
  • Kopfschlagen
  • mehrfaches Stolpern
  • läuft mit der Nase im Sand
  • ständiges Drauftreten auf die Gassen
  • totaler Konzentrationsverlust (gerade junge Pferde können u.a. auf einmal nur noch Blödsinn machen) 

So sollte es nicht aussehen

Bringt Equikinetic denn wirklich was?

Ich erwische mich immer wieder dabei mich zu fragen, ob diese 8, mittlerweile 10 Runden a 60 Sekunden mit regelmäßigen Pausen von 35 Sekunden tatsächlich Training bedeuten.
Veneroso zeigt mir jedoch immer wieder, dass es ihn tatsächlich anstrengt, so konzentriert und aktiv in Stellung und Biegung zu laufen. Er nutzt die Pausen zum Entspannen und zeigt von Runde zu Runde mehr an, wie sehr ihn diese Körper- und Kopfarbeit fordert.
Man kann die Equikinetic vielleicht mit dem Krafttraining, welches wir z.B. im Fitnessstudio durchführen, vergleichen. Auch wir Menschen arbeiten in Intervallen: 12 Wiederholungen, Pause, 12 Wiederholungen usw. und bauen so unsere Muskeln auf.

Ganz wichtig: nach dem Training sollte eine 48stündige Pause eingehalten werden! Nur so können sich die Muskeln regenerieren und entwickeln.

Mein momentaner Trainingsplan sieht so aus:

  • Montag Equkinetic
  • Dienstag Ruhetag
  • Mittwoch Dressur
  • Donnerstag Trailtraining
  • Freitag Equikinetic
  • Samstag Ausritt am langen Zügel oder Spaziergang
  • Sonntag Dressur, Ausritt, Trailtraining, Unterricht oder was auch immer

Erste Ergebnisse

Schon nach wenigen Trainingseinheiten habe ich das Gefühl, dass Veneroso unter dem Sattel rittiger geworden ist.
Er lässt sich, vor allem auf seiner steifen linken Seite, deutlich besser stellen und biegen.
Er läuft taktreiner, geschmeidiger und federnder. Vor allem sein Schritt scheint sich zu verbessern.
Außerdem meine ich, dass er runder geworden ist, also bereits an den richtigen Stellen Muskeln aufgebaut hat.
Ich werde das Training noch einige Wochen konsequent durchziehen, um weitere positive Veränderungen feststellen zu können.

Buchtipp

Wenn du mehr über dieses vielversprechende Training erfahren möchtest kann ich dir das Buch von Michael Geitner wärmstens empfehlen.

Equikinetic

Buchtipp

Equikinetic – Pferde effektiv longieren

von Michael Geitner

 

 

 

2 Kommentare
  1. Marina
    Marina sagte:

    Huhuuu, befasse mich seit kurzem auch mit dem Thema – hab diesen Beitrag dann dazu gefunden.
    Gut beschrieben! Mich würde interessieren ob du es weiterhin machst und ob du nach 4-5 Monaten noch ein weiteres Ergebnis erzielen konntest?
    Fange erst damit an – 2. Trainingseinheit und bin schon super gespannt wie es wirkt.
    Halte sehr viel von Intervalltraining – da ich das im Fitness auch mache :)
    LG
    Marina

    Antworten
    • Let´s go working!
      Let´s go working! sagte:

      Hallo Marina,
      ja, Intervalltraining ist wirklich super!
      Zu Deiner Frage: leider mache ich das Training nicht so regelmäßig, wie ich es mir einmal vorgenommen habe… Jetzt, in der kälteren Jahreszeit, in der wir nicht mehr so oft ins Gelände gehen können, werde ich es wieder regelmäßig einbauen. Vielleicht kann ich dann mehr berichten. ;-.) Liebe Grüße, Claudia

      Antworten

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